Live von der Baustelle – Ein Bericht

Wukaninchen im Schneeflockentanz

Reportage von der Kita-Baustelle Anfang Dezember.

Der Projektehof liegt tief verschneit. Durch die wild wirbelnden Schneeflocken stapfe ich zur Kita-Baustelle, um für ein paar Stunden zu helfen. Eisiger Wind bläst mir ins Gesicht.

Eine Handvoll unerschrockener Wukaninchen-Engagierter schippt Beton von einem Hänger in einen Graben, andere trampeln ihn mit den Füßen fest oder benutzen einen Vorschlaghammer und eine Axt zum Stampfen. Beim Mithelfen frage ich sie, ob das so eine Art Eingangspodest wird. „Das wird unsere Garderobe, damit die Kinder ihre Kleider trocknen können“, wird mir geantwortet. „Ah, achso, so ein unbeheizter Vorbau oder sowas?“, frage ich ahnungslos weiter. „Nein, nein, zum Trocknen braucht man natürlich einen beheizbaren Raum – da, die Heizungsrohre liegen auch schon an! Fehlen bloß noch Wände, Dach, Dämmung, Fußboden…“ Ich bin baff. Bisher dachte ich ja, dass nur noch innen „ein bißchen“ was gemacht werden müßte, Wände verputzen. Fußboden legen, … Aber die bauen doch tatsächlich noch einen richtigen festen Anbau! „Und kommt so ein Fundament mit dem Frost klar?“ Gelächter, Gebrummel, Sprüche werden gemacht. „Die Frage ist doch ernstzunehmen!“, ermahnt Naschi die anderen. „Der Maurer sagt bis minus zehn Grad ist alles in Ordnung“, ergänzt Stine. Und den Unerschrockenen selbst scheint die Kälte ja nicht viel auszumachen… Na, nicht ganz. Dank der Arbeit des Solarwarmduscherinnen-Kollektivs gibt es seit November eine funktionierende Heizungsanlage, mit einem Holzvergaserkessel, der mit Gelände-eigenem Holz geheizt wird. Die Baustelle ist also zumindest innen schon warm, und freiwillige Bauhelfer_innen werden auch ansonsten sehr warm aufgenommen.

Viel ist geschehen auf der Baustelle… …seit dem Frühjahr, auch wenn schon mehrmals das gesetzte Ziel, wann die Kita fertig sein könnte, nach hinten verschoben werden musste. Vieles davon, der Großteil, wurde in Eigenarbeit von einer Handvoll Engagierter und mehreren Dutzend gelegentlicher Bauhelfer_innen geschafft, für andere Arbeiten wurden befreundete Handwerker_innen engagiert und für manche Sachen auch externe Firmen. So wurde im Frühjahr der Dachstuhl komplett abgerissen, ein Ringanker gegossen und das Dach neu gemacht. Im Sommer wurden, neben vielem anderen, die Innenwände in einem zweiwöchigen Lehmputz-Seminar mit Lehm versehen – die Teilnehmenden konnten dabei viel über Lehmputz lernen und hatten auch Spaß. Ein Anbau wurde errichtet, Zwischenwände neu eingezogen, Wasser, Heizung und Strom installiert, in mühevoller Einzelarbeit die alten Fensterrahmen abgeschliffen und aufgedoppelt, Dämmung angebracht, und vieles mehr.

Die Architektin schlägt wohl öfter mal die Hände überm Kopf zusammen, wenn die Wukaninchen schon wieder alles selber machen wollen. Dabei sind die Eigenleistungen oft in besserer Qualität als die der externen Firmen- denn die, die es machen, sind zwar Laien, aber dafür mit Herz und Kopf voll dabei.

Der Traum vom Strohballen-Neubau

Im Frühjahr gab es noch diesen Traum vom großen Strohballen-Neubau, der die nutzbare Fläche der Kita verdoppelt hätte und damit auch die Zahl der Kinder, die die Kita aufnehmen könnte. Finanziert werden sollte der durch eine Förderung aus einem EU-Programm: 150 000 Euro wurden den Wukaninchen dafür genehmigt. Geknüpft war die Förderung aber daran, dass die zuständige Gemeinde, hier also die Stadt Biesenthal, einen Anteil von 25% dazu gibt. Bei der entsprechenden Stadtratsversammlung im April stimmte die Mehrheit der Abgeordneten gegen den Antrag. Entsprechend frustriert waren die Wukaninchen-Engagierten und Freund_innen, erst recht weil in der gleichen Sitzung ähnlich viel Geld für einen Parkplatz genehmigt wurde. Nach einem Schluck Ouzo im Restaurant gleich gegenüber vom Rathaus bekamen die Unerschrockenen aber ihre Fassung wieder und beschlossen, sich nicht klein kriegen zu lassen. Na, wenigstens sind wir dadurch stadtweit bekannt geworden, sagten sie sich, und schrieben: „Jetzt heißt es durchatmen, Pfötchen reiben und losbauen. Die Wukaninchen hoppeln wohl doch in kleinen (dafür unabhängigeren) Schritten weiter.“ Mit vielen kleinen Schritten sind sie dabei schon ganz schön weit gekommen.

Unterstützung

Seit September haben die Wukaninchen auch die tatkräftige Unterstützung von Johanna, die bei der Kita ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) macht – und hofft, auch noch tatsächlich mit Kindern arbeiten zu können, ehe ihr Jahr im August wieder zu Ende ist. Immerhin: Einmal die Woche trifft sich schon ein Team zur pädagogischen Planung, Johanna ist dabei. Zur Zeit angepeilter Eröffnungstermin ist vage im Frühjahr. Genaueres kann einfach im Moment nicht gesagt werden – unter anderem hängt das davon ab, wie viel tatkräftige Unterstützung die Wukaninchen in den nächsten Monaten bekommen. Diese Unterstützung kam in der letzten Zeit neben vielen anderen auch von dem frei-reisenden Zimmerer-Gesellen Samuel, der die Kita um eine schön geschwungene Holztreppe bereichert hat, die ins Dachgeschoss führt. Andere Unterstützer_innen bauten mit oder kochten Mittag und Kaffee für die Bauenden.

Hilferuf

Nach den vielen Monaten intensivster Arbeit mit meistens doch eher zu wenigen Leuten gehen aber auch einige Menschen auf dem Zahnfleisch und sind chronisch überlastet. (Zitat: „Ach, dieser Husten! Na, ich geh mal wieder auf die Baustelle“…) Ende November war mal wieder so ein Moment, wo alles zuviel war, und die Wukaninchen einen Hilferuf per Email losgeschickt haben: „Wir sind ganz nah am Verzweifeln.“, haben sie da geschrieben. Und weiter: „Das liegt sicherlich am November und daran, dass die Kitaeröffnung nur langsam, zu langsam in die Nähe rückt.“ Gebraucht werden alle, die mal was mithelfen können – sei es nur für ein paar Stunden, aber gerne auch länger. Gerne mit Bauerfahrung, aber: „auch linke Hände werden gebraucht“ und es gibt Tätigkeiten aller Art: anstrengend oder leicht, kochen, mit Maschinen arbeiten oder zum Baumarkt fahren – fast jede und jeder, der oder die will, kann etwas beitragen.

Eine andere Art der Unterstützung sind immer noch die Patenschaften: Wenn ganz viele Menschen einen kleinen oder gern auch größeren Betrag pro Monat schenken, kommt damit über die Zeit ein hübsches Sümmchen zusammen. Mit 10, 20 oder 50 Euro pro Monat kannst Du, können Sie, könnt Ihr, den Wukaninchen ganz schön auf die Sprünge helfen. (Mit einmaligen Geldgeschenken selbstverständlich auch.) Weiter geht’s… Aller Wahrscheinlichkeit nach sind auch jetzt, während Du dies liest, schon wieder Menschen am Bauen. Ich hab bei meinem nächsten Hilfseinsatz übrigens mit einem Druckluft-Tacker Schilfmatten an die Decke getackert. Spannende Arbeit, hatte ich noch nie gemacht. Für den Lehmputz im Anbau wurden die gebraucht. Also was lernen kann man dabei auch. Ich hoffe ich habe noch öfter Zeit mitzuhelfen… Felipe

Die ganze Wukazeta gibt es hier: http://www.wukania.net/